Schluss mit Vorurteilen über ADHS! (Teil 2)
17. Oktober 2021ADHS bei Frauen
1. Mai 2023ADHS ist in aller Munde, habe ich momentan den Eindruck. Doch sehr häufig wissen die Leute gar nicht so genau, was das überhaupt bedeutet. Irgendwas mit zappligen Jungs, herausplatzenden Rednerinnen, Ablenkbarkeit und Ritalin, viel weiter geht das Wissen nicht.
Doch da ist viel mehr, was gerade selbst Betroffene nur zu gut kennen. Und da sind nicht nur Schwierigkeiten, sondern auch jede Menge Superkräfte damit verbunden! Hast du dich auch schon gefragt, ob du vielleicht davon betroffen sein könntest? Hier beschreibe ich dir kurz und kompakt, woran du es erkennen kannst.
Wofür steht ADHS?
A & D stehen für Aufmerksamkeits-Defizit
H bedeutet Hyperaktivitäts-
S heisst Syndrom
Das Aufmerksamkeits-Defizit bemerkst du bei Betroffenen so:
- Unaufmerksamkeit
- kurze Konzentrationsspanne
- scheinen nicht zuzuhören
- bringen Aufgaben nicht zu Ende
- verlieren viele Sachen
- sind leicht ablenkbar
- vermeiden unliebsame Aufgaben extrem
- Vergesslichkeit
Die Hyperaktivität beinhaltet motorische und innere Unruhe sowie Impulsivität. Auch von aussen ist diese gut erkennbar. Bei Erwachsenen nimmt die motorische Hyperaktivität stark ab. Folgende Anzeichen können vorkommen:
- zappeln, wippen, fuchteln, rasen
- viel sprechen
- mit Worten herausplatzen
- zuerst handeln, dann denken
- ganz im Moment, nicht an Konsequenten denken
- aggressives Verhalten
Unter Syndrom sind viele mögliche Auffälligkeiten zusammengefasst. Zu ADHS gehört oft auch:
- kaum Reizfilter
- Aufgaben beginnen und beenden ist schwer
- starke Stimmungsschwankungen
- Unsicherheit (kann sich nach aussen auch als übertriebene Selbstsicherheit zeigen!)
- Mühe mit Planung und Ordnung
- Prioritäten setzen ist sehr schwer
- schlechtes Zeitgefühl
- Missverständnisse, unklare Kommunikation
- Reizbarkeit
- geringes Selbstwertgefühl
Wenn mehrere dieser Punkte seit längerer Zeit in verschiedenen Situationen vorkommen, spricht man von „ADHS“ oder „ADS“.
Bei ADS besteht keine motorische Hyperaktivität. Diese Menschen fallen eher auf durch eine starke Langsamkeit, Verträumtheit oder Trägheit (Hypoaktivität).
ADHS ist angeboren. Wie stark es sich auswirkt, hängt auch mit der Umgebung und den familiären Strukturen zusammen.
Was ist positiv an ADHS?
AD(H)S kann super tolle Eigenschaften und Stärken mit sich bringen!
Dank der ungesteuerten Aufmerksamkeit:
- Kreativität
- Tendenz zum Querdenken im positiven Sinne
- Ehrlichkeit
- Feinfühligkeit
- Phantasie
- Neugierde
- Hilfsbereitschaft
Dank der Hyperaktivität und Impulsivität:
- Einsatzbereitschaft
- Emotionalität
- Begeisterung
- spontane Ideen
- Flexibilität
- Risikobereitschaft
- viel Energie
Und weiter:
- grosse Sensibilität ab Geburt
- Tierliebe
- Charme
- Erfindergeist
- Gefühl für Ungerechtigkeit
- Hyperfokus
Ist ADHS bei allen Menschen gleich?
"DAS" ADHS gibt es nicht. Es zeigt sich unterschiedlich stark und in unterschiedlichen Ausprägungen. Das hat oft auch mit dem Geschlecht zu tun:
Bei Mädchen zeigt sich ein ADHS nach aussen weniger auffällig als bei Jungs. Sie kompensieren besonders in der Schule viele Schwierigkeiten durch enormen Fleiss und Intelligenz. Mit der Veränderung der Hormone in der Pubertät werden manche Symptome stärker.
Frauen bleiben meistens lange undiagnostiziert und leiden im Stillen. Mangels Wissen und Unterstützung entwickeln sich oft Depressionen, Erschöpfungen, Zwänge, Essstörungen, denen eigentlich ein unbehandeltes ADHS zugrunde liegt. Genau deshalb habe ich einen besonderen Fokus auf Frauen mit ADHS in meinem Coaching.
In meinem Blog-Artikel "ADHS bei Frauen" beschreibe ich, was ich zu diesem Thema besonders wichtig finde.
Ich vermute, ich habe ADHS. Und jetzt?
Wenn du dich in diesen Symptomen erkennst und darunter leidest, kannst du dich bei einer Fachperson (auf ADHS spezialisierte Psychiater, Psychologin, Universitäre psychiatrische Kliniken ) auf ADHS abklären lassen.
Viele Betroffene empfinden es als hilfreich, endlich zu wissen „was mit ihnen los ist“. Sie zweifeln damit weniger an sich selber und schreiben ihre Schwierigkeiten nicht mehr einer Charakterschwäche zu.
Sie können endlich passende Unterstützung suchen und finden. Dies kann eine medikamentöse Behandlung beinhalten, muss aber nicht. ADHS Coaching, Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und anderes sind sehr gute Möglichkeiten, mit seiner ADHS besser umzugehen lernen.
Melde dich gerne bei mir, wenn du unsicher bist, ob du dich auf ADHS abklären lassen möchtest. Wir besprechen gemeinsam deine Vermutung und dein mögliches weiteres Vorgehen. Übrigens brauchst du für ein Coaching bei mir auch gar keine Diagnose. Dein Wunsch nach Begleitung reicht.
Wenn du Fragen hast zu den Symptomen von ADHS, beantworte ich sie sehr gerne in den Kommentaren!
Viele unterstützende Infos findest du zudem in meinem Online-Kurs "Zufrieden leben mit ADHS".
Jana Landolt – Animo Coaching
Life Coach & AD(H)S-Trainerin
Byfangweg 36, 4051 Basel
2 Comments
Vielen Dank für diese unterstützende Ressource. Ich freue mich darauf, mehr von euren Einblicken und Hilfestellungen zu lesen!
Herzliche Grüße,
Henrike
Es freut mich zu lesen, dass meine Artikel hilfreich sind für dich. Vielen Dank für die schöne Rückmeldung. Wenn du ein Thema hast, über das du hier gerne lesen würdest, melde dich gerne und ich nehme es nach Möglichkeit auf. Herzlich, Jana