ADHS und Hormone
4. Mai 2023Das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist eine komplexe sogenannt «neurobiologische Störung», die Menschen jeden Alters betrifft. Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Aber auch weniger bekannte ADHS-Symptome und Folgeerscheinungen wie innere Unruhe, tiefes Selbstwertgefühl und Stimmungsschwankungen beeinflussen die eigene Lebensführung. Um Betroffenen zu helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen, ist gute Psychoedukation ein entscheidender Bestandteil der Unterstützung.
Was ist Psychoedukation bei ADHS?
Psychoedukation umfasst die gezielte Aufklärung von Betroffenen und deren Umfeld über ADHS. Dabei geht es nicht nur um das Vermitteln von Wissen. Auch das Entwickeln von Strategien, um mit den Symptomen umzugehen und eigene Stärken zu nutzen, gehört dazu.
Diese Aufklärung kann in verschiedenen Formaten erfolgen. Persönliche Beratung, Gruppenworkshops oder schriftliches Material wie Broschüren und Bücher sind sehr sinnvoll. In letzter Zeit wurde das Thema ADHS zunehmend auf Social Media populär. Auch da geschieht wertvolle Aufklärung, ist jedoch meistens sehr geprägt vom individuellen Erleben der Betroffenen und damit nicht unbedingt sachbezogen und mit Vorsicht zu geniessen. DAS ADHS gibt es nicht, es zeigt sich bei den Betroffenen in unterschiedlichen Facetten und in unterschiedlichen Stärken.
Erwachsene wollen mehr wissen!
Im Erwachsenenalter ist ADHS häufig eine Herausforderung, da die Symptome subtiler sind als bei Kindern. Die Aufklärung für Erwachsene konzentriert sich darauf, das Verständnis für die eigene Symptomatik zu fördern und effektive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
In meinem ADHS-Coaching ist es mir wichtig, an das bereits gelebte Leben, das Vorwissen und die vielfältigen Strategien der Coachees anzuknüpfen. Bevor ich etwas erkläre, erfrage und würdige ich ihre Erfahrungen und ihren Umgang mit den Herausforderungen und ihre Stärken. Gerne verwende ich dafür auch Bilder und Illustrationen. Mit Foto-Karten lassen sich gut Gefühle und Emotionen ausdrücken. Und für ADHS-spezifische Themen wie Ablenkbarkeit, fehlende Motivation oder Kommunikation verwende ich unsere neuen, lebendig illustrierten Psychoedukationskarten.
Bewährt hat sich in meiner Animo Coachingpraxis auch das Format der Coachinggruppe. Hier findet neben meiner Wissensvermittlung ganz viel wertvoller Austausch unter den Betroffenen statt. Es stärkt den Selbstwert und die Selbsterkenntnisse der Teilnehmerinnen enorm. Der positive Einfluss der gegenseitigen Motivation und Unterstützung, sich den eigenen Themen zu widmen und in die Umsetzung zu kommen, ist immer wieder beeindruckend.
Jugendliche lernen sich besser kennen.
Jugendliche mit ADHS stehen vor besonderen Herausforderungen, da sie in einer Phase sind, in der soziale Interaktionen und schulische Leistungen besonders wichtig sind. Hier setzt die Psychoedukation an: Sie hilft den betroffenen Jugendlichen, ihre Vorlieben zu erkennen, ihre Identität zu formen und Strategien zu entwickeln, um ihre schulischen und sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Dazu werden in diesem Alter oft spezifische Unterrichtsmaterialien verwendet, die an die Bedürfnisse von Jugendlichen angepasst sind. Zum Beispiel Videos, Illustrationen, Bildkarten und Rätsel.
In diesen Teenage-Jahren finde ich es besonders wichtig, das eigene ADHS zu erforschen. Wie oft verstehen sich Jugendliche selber nicht, sind durch ihre Stimmungsschwankungen verunsichert oder weil sie es schwierig finden, Freundschaften zu knüpfen oder zu halten. Wenn sie lernen, welche Besonderheiten mit ihrem ADHS verbunden sind, lernen sie damit umzugehen und beziehen es nicht mehr auf eine eigene Unfähigkeit oder Charakterschwäche.
ADHS-Aufklärung für Angehörige ist besonders wichtig!
Auch für Eltern, Partner*innen, Familie, Lehrpersonen und Freunde von Menschen mit ADHS ist es wichtig, darüber Bescheid zu wissen. Wenn ihre Mitmenschen die Betroffenen verstehen, beeinflusst das die Beziehungen fundamental. Insbesondere Eltern von jungen Kindern können dadurch ihr Verhalten und ihre Kommunikation dem Kind gegenüber endlich wertschätzend gestalten und das Kind mit all seinen Eigenheiten annehmen. Die Kommunikation darf dabei ins Zentrum gestellt werden (siehe dazu auch meinen Video-Kurs „Kommunikation bei ADHS“).
Nicht-Betroffene brauchen manchmal Übersetzungsarbeit zwischen der neurodiversen und der neurotypischen Welt. Wenn sie sich einlassen, in die Wahrnehmung der Betroffenen einzutauchen, ihnen vorurteilsfrei zuhören und sich zudem in Theorie über ADHS informieren, entstehen wertvolle Momente und viele Aha-Erlebnisse. Auch dafür nutze ich gerne unsere Bildkarten, denn sie zeigen die innere Welt der ADHSler*innen und ermöglichen ein tieferes Verständnis.
ADHS verstehen in Therapie und Coaching!
Die multimodale Behandlung wird beim Leidensdruck durch ADHS aufgrund von positiven Studienergebnissen dringend empfohlen. Sie kombiniert verschiedene Therapieansätze, um den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden. Je nach Ausprägung der Symptome werden (psycho-) therapeutische Massnahmen oder Coaching mit einer gut begleiteten medikamentösen Behandlung mit kombiniert. Therapien oder Coaching beinhalten oft Techniken wie kognitive Verhaltenstherapie oder Strategietraining, die durch Psychoedukation unterstützt und ergänzt wird.
ADHS- Material und Arbeitsblätter
Für Kinder und Jugendliche gibt es eine Vielzahl von Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblättern, die speziell für Psychoedukation, Konzentrations- und Strategietraining entwickelt wurden. Diese Materialien sind darauf ausgelegt, unter anderem die Aufmerksamkeitsspanne zu fördern und helfen, die Symptome besser zu verstehen und zu kontrollieren. Sie sind oft in Form von spielerischen Übungen und Rätsel gestaltet, die das Lernen erleichtern. Ich nutze zum Beispiel Materialien aus dem Marburger Konzentrationstraining, Spiele wie „Vier gewinnt“, „Mastermind“ und „Rush hour“, Tierfiguren und meine eigenen Psychoedukationskarten, die ich vielseitig einsetze.
Wozu Illustrationen in der ADHS-Aufklärung?
Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich wider besseren Wissens in der Psychoedukation eine Coachee mit Worten überschütte. So wird es schwierig, alles aufzunehmen und zu verarbeiten! Aufklärung über ADHS muss nicht trockene Materie sein. Im Gegenteil! Wenn wir uns als Fachleute mit den Betroffenen auf die Reise begeben und die Wahrnehmungen und Erlebnisse mit unserem Wissen ergänzen und erklären, wird es richtig spannend. Wichtig ist, nicht nur zu sprechen, sondern die Psychoedukation auch visuell zu untermalen. Bilder können Emotionen vermitteln und eine Verbindung zu den behandelten Themen herstellen. Dies kann dazu beitragen, dass sich die Betroffenen besser mit den Inhalten identifizieren und sie persönlich relevanter finden.
Personen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Gut gestaltete Illustrationen können ihre Aufmerksamkeit aufrechterhalten und ihr Interesse wecken. Die Bilder laden sie ein, ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen einzubringen, nachzufragen, intensiver aufzunehmen.
Viele Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, lernen besser und schneller durch visuelle Darstellungen. Die meisten Menschen mit ADHS sind visuelle Typen. Das heisst, sie nehmen übers Auge ganz viel auf. Illustrationen können komplexe Konzepte vereinfachen und veranschaulichen, was ihnen entgegenkommt und sie abholt.
Zu ADHS gehören oft Probleme mit der Arbeitsgedächtnisleistung und dem Erinnern von Informationen. Gut gestaltete Illustrationen können als Erinnerungsstütze dienen und den Lernprozess unterstützen, indem sie die behandelten Themen auf visuelle Weise präsent und leicht zugänglich machen.
Gute und interessante Aufklärung über ADHS soll also bunt und vielseitig sein. Es gibt also auch viele gute Gründe, die ADHS-Aufklärung mit Bildern zu verbinden. Deshalb habe ich mit der Illustratorin Sarah Weishaupt ein Kartenset erstellt, die „Karten zur Psychoedukation bei ADHS im Erwachsenenalter“. Sie haben die weibliche ADHS im Fokus, sind jedoch für alle Menschen passend und einsetzbar. Sie eignen sich besonders gut für Jugendliche, Erwachsene und Angehörige. Probiers aus! Schau dir das Kartenset gerne an und bestelle es auch für deine Praxis.